Lockenkopf von Berlin
  Letztens in Cottbus..
 

Ich sitze also in der Privatrechtevorlesung. Mein Prof grinst dauernd und lacht, weil er weiß, dass Privatrecht totaaaaal langweilig ist. Die Studenten, wenn auch nur wenige gekommen sind, hörten nicht zu. Bei einigen sah es vielleicht so aus, als ob sie zuhörten ,aber ich glaube fest daran, dass sie Tagträume hatten. Nicht das ihr denkt ich habe nicht mitgeschrieben oder nicht zugehört, es ist nur so, die Übungen machen mehr Sinn. Ich legte meinen Kopf auf dem Tisch und versuchte mich kurz zu entspannen. Plötzlich schallte die Stimme meines Profs im Ohr. „Veredelung bedeutet, wenn man ein Polo Shirt aus China kauft und in Deutschland ein Krokodil auf das Shirt klebt.“ Hm, wo er recht hat hat er recht. Wir lachten natürlich alle. Unser Prof ist ein ziemlich lustiger Mensch. Ich schaute mich dann ein wenig um und sah eine Studentin mit ihrer Freundin reden. Sie lachten über ihren Weiberkram, aber ihre Lache ist so niedlich. Sie ist sehr hübsch aber auch sehr eingebildet. Um zu verstehen warum ich das, was ich euch erzählen möchte, getan habe, ist ein einfacher Grund: Langeweile. Wie gesagt die zwei Studentinnen lachten sehr laut, dann tat ich so als ob ich auch sehr laut mitlachen würde aber auf eine sarkastische Art, diese Lache sollte in anderen Vorlesungen berühmt werden. Die zwei guckten mich dann böse an, aber die mit dem süßen Lächeln grinste nur zurück und hat verstanden, weshalb ich das getan habe. 

Ich wollte ab jetzt zuhören und mit machen. Irgendwann, mitten in der Vorlesung, setzte sich Spiderman mit mit Block und Stift hin. Alle lachten natürlich, sogar mein lustiger Prof. Spiderman stand auf und balancierte auf der Bühnenkante, wollte sich dann bei meinem Prof verabschieden, gab ihm die Hand und als mein Prof ihm die Hand geben wollte nahm Spiderman seine Hand zurück über seinem Kopf und sagte „Oooooh“. Hat der Saal gelacht, jedenfalls diejenigen die noch da waren. Zum Glück habe ich alles aufgenommen.

Wenig später in der Mensa saß ich mit meinen Kommilitonen an einem freien Tisch. Mein muslimischer Kumpel wollte auch nichts essen, denn es gab heute an sechs verschiedenen Gerichten nur Schweinefleisch, als ob es in der Uni keine Muslime oder Juden gäbe. Zum Glück gibt es noch die Cafeteria, wo wir letztendlich frühstückten. Zu uns kamen noch zwei Studenten die mit mir und Marc das Einführungsprojekt machen, also einen Businessplan ausarbeiten. Also Marc, Paul, Jan und meine Wenigkeit. Wir vertieften uns doch in „off topic“, als einer der Anderen damit anfing zu erzählen, wo er letzte Nacht aufgewacht ist. „Ich bin in Polen aufgewacht, bei einer Studentin. Ich habe keine Ahnung was passiert ist“. Dann sagte Paul : „Ich bin in der Endhaltestelle aufgewacht, ich musste aber zu der anderen Endehaltestelle.“ Wir alle lachten natürlich. Dann sagte Jan: „Ich bin einmal mit herunter gelassener Hose in einem Park aufgewacht.“- Schweigen.Stille. Fremdschämen? Was soll man dazu sagen?

Schließlich war die Pause auch irgendwann zu Ende und wir setzten uns in Rechnungswesen hin. Unser Prof hat für uns was zu Hause vorbereitet, wie er sagte. Er schloss seinen Laptop an einen Beamer an und öffnete aus versehen einen Ordner mit dem Titel „Privat“. Als der Ordner öffnete, kam es mir so vor, als ob er einen epileptischen Anfall hat. Ich habe das schlimmste erwartet und aus Reflex die Kamerafunktion meines Smartphones eingeschaltet, aber es war leider nichts zu sehen. Er zeigte uns ein Bild, wo auf ein Zettel stand, mit dem Titel „Musikschule“: „Alle Bläser die noch keinen Ständer haben, gehen bitte hoch und holen sich einen runter!“. Keiner lachte, nix, husten. Ich holte wieder meine sarkastische Lache raus und spielte dabei den „Schenkelklopfer“. Einige Lachten aber mein Prof guckte mich total böse an, aber das war es wert.

Nach der Vorlesung aß ich mit einen Kommilitonen einen Döner. Wir philosophierten über verschiedene Dinge, die wir selber nicht verstanden haben. Alles war gut, bis irgendwann drei Skinheads an uns vorbei liefen und einer zu seinem Freund sagte, „guck mal ein Kameltreiber hoch zwölf“. Ich habe es nicht gehört ich war in diesem Moment auf das Mädchen aus meiner Uni fixiert. Er hat es mir jedoch erzählt. Ich war sehr wütend! Aber er heiterte mich auf: „Guck mal, wir gehen davon aus ein Kameltreiber hat mindestens zwei Kamele. Zwei hoch 12 sind 4096. Heutzutage kostet ein Kamel 300.000€ du bist reich! Das war ein Kompliment“. Dann war ich auch nicht mehr wütend und fand diese Leute nur noch affig.

Wir saßen und diskutierten noch ein bisschen, was danach passiert ist, war episch. Es war 15:46. Der Bus fuhr um 15:47. Unsere Bahn fuhr um 16:04 los. Der Fußweg von dem „Center“ bis zu der Bus Station sind fünf Minuten. Der Fußweg von dem Center zum Hauptbahnhof sind 25 Minuten. Marc hatte die Hoffnung aufgegeben und sich damit abgefunden, eine Stunde länger warten zu müssen. Ich nicht. Wir bezahlten unser Essen. Und rannten so schnell wir konnten. Marc war handycaped, weil er „schwere Taschen“ dabei hatt. Wir rannten die Hauptstraße hoch. Wir rannten die Brücke hoch, Gegenwind, Müdigkeit, unser Bauch war noch vom Döner voll. Oben auf der Brücke war es 16:00 Uhr. Ich weiß nicht warum, war es die Verzweiflung, die Müdigkeit, der Frust oder einfach nur Cottbus, wir rannten um unser Leben. Im Hauptbahnhof angekommen war es 16:03 wir rannten die Treppen runter in den Tunnel und die Treppen hoch zum Gleis. Die Bahn steht noch. Wir machten die Tür auf, sprangen rein und in dem Moment gingen alle Türen zu und die Regio fuhr los. So sehr haben wir Berlin vermisst.

 

 

 
 
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