Der Gentleman: Praktikantinnen

Der Gentleman spaziert mit einem breiten Grinsen durch die Fluren bei der Arbeit. „Nur noch diesen Tag überleben, dann ist Wochenende.“ Er setzt sich an seinen Arbeitsplatz und wird von Ronny gestört. Ronny ist..wie sage ich...nicht gerade erfolgreich bei Frauen. Er ist einer dieser von vorurteilsbehafteten Nerds. „Hast du schon gehört?“, fragte Ronny den Gentleman. „Nein, was denn?“ „Heute sollen Praktikantinnen eingestellt werden“. „Aber du weißt wie man ein Kaffee macht?“, fragt der Gentleman ironisch. „Nein quatsch, ich will sie mir klar machen.“ Dem Gentleman ging nur ein breites Grinsen auf und sagte: „Sicher. Viel Glück!“ Dann kommen Jan und Steven dazu und sie freuen sich auf die neuen „Chickas“, wie sie sagen. „Hey, ich habe eben einer der Praktikantinnen gesehen, sie sehen sowas von scharf aus, “ sagt Steven und Jan antwortet nur gelassen, „Neee, nicht mein Typ. Ich brauch was Schöneres, Größeres. Am besten sollen sie noch wie Pam Anderson aussehen.“ Der Gentleman sieht Jans Pickel und antwortet ihm. „Na klar, du bist schöner als die Sonne, du hast ein wahres Mondgesicht“, und grinste dabei. Der Gentleman ist natürlich genervt von den drei Spaßvögeln und geht zum Süßigkeitenautomat. Er sieht, wie eine junge hübsche Frau Probleme mit dem Automaten hat. „Kann ich dir helfen?“ „Ach, ja, nein, der Automat gibt kein Rückgeld.“ Er zeigt ihr den kleinen Aufkleber: „Kein Rückgeld“. „Oh das habe ich nicht gesehen“, sagt sie leicht beschämt. „Das ist doch nicht schlimm“, sagt er und wirft ein paar mehr Münzen ein. „Ich lad´ dich ein“. „Nein das ist schon gut.“ „Ich bestehe darauf“, sagt er und lädt sie zu einer Cola Light ein. „Ich bin Maria.“ „Ich bin....“ „Hey, der Gentleman“, platzt der Chef rein. „Ich habe deine Kolumne gelesen über die Straßenkatzen, echt gut muss ich sagen.“ „Der Gentleman“, grinst Maria. „Ja so nennt man mich irgendwie. Das ist wie ein Fluch.“ „Wie kommt es?“ „Na, weil ich so ein Gentleman bin“, lacht er. „Maria kommt in deine Abteilung, das wurde gerade festgelegt.“ Der Gentleman stellt ihr alle Mitarbeiter in der Abteilung für Zeitschriften vor. „Ey, wer ist das?“, fragt Ronny leise. „Mach sie dir doch klar, Playboy.“ Ronny zögert lange und redet nur davon. „Die Frauen sind doch genauso schüchtern wie du. Wenn du sie ansprichst werden sie es dir danken. Die Hauptsache ist, du wirkst nicht wie ein Troll, sondern wie ein cooler, humorvoller und eleganter Mensch“ Ronny wirkt etwas unsicher, als ihn letztendlich jemand ruft, wegen einem Software Problem, sieht er erleichtert aus, sie nicht mehr ansprechen zu müssen.

„Und jetzt einen leckeren Orangensaft“, freut sich der Gentleman in der Mittagspause und läuft zur Cafeteria. Dann sieht er Ronny neben der Cafeteriatür. Die Angst hat seinen Körper ergriffen, der Schweiß seine Kleidung geküsst und die Verzweiflung ihn entmannt. "Was ist denn los, Ronny?, fragt der Gentleman, obwohl er sich die Antwort dachte. "Ah, es ist nix", antwortet Ronny leise. "Ok, dann bis dann." "Nein warte mal." "Was ist?" " Maria sitzt da drinnen." "Und ich dachte, du hast wieder Blähungen. Ja und? Geh doch rein und rede mit ihr." "Naja, ich kann nicht." "Warum kannst du nicht?" "Keine Ahnung, was soll ich sagen?" "Du gehst rein und sagst: >Hey ich weiß nicht was ich sagen soll, aber ich bin viel zu schüchtern um mit dir zu reden. Ich finde dich süß.<" "Echt jetzt?" "Nein, das war ein Scherz. Sie sitzt gerade alleine. Ihr ist langweilig. Sie wird sich freuen, wenn sie jemand anspricht." "Ja und was wenn sie kein Interesse hat?" "Du hast kein Interesse." "Äh, doch? Deswegen bin ich ja so nervös." "Nein nein", lacht der Gentleman. "Du redest jetzt mit ihr. Rede mit ihr über Alltägliches und Privates, aber nicht zu privat. So zeigst du ihr allein dadurch, dass du sie angesprochen hast, dein Interesse. Und diesmal geht es um sie und nicht um dich und du zeigst ihr auch gleichzeitig, dass du hast nichts nötig und kein Interesse hast." "Wie das? Ich rede mit ihr, um zu zeigen, dass ich Interesse habe, aber ich zeige ihr gleichzeitig, ich habe kein Interesse?" "Genau" "Und dann?" "Dann bist du der humorvolle Typ der sie zum Lachen bringt, aber man immer nur kurz sieht." "So?" "Ja, und jetzt geh" "Ok, wünsch mir Glück." "Ich bin stolz auf dich. Geh mein Sohn. Geh hinaus und lass dir Eier wachsen." So geht Ronny zu Maria und setzt sich zu ihr hin. Der Gentleman setzt sich an seinen Lieblingsplatz mit dem Rücken zu Wand. So hat er alles im Visier. Weiter hinten sitzen Jan und Steven. Ganz allein. Ronny hat gerade ziemlich Erfolg, Maria lacht und der Orangensaft schmeckt gut. Dann läuft eine Praktikantin vorbei. Enge Hose und ein enges Top. Sie schmeißt ihren Kugelschreiber hin und bückt sich vor dem Gentleman. "Hey du", sagt der Gentleman zu ihr. Sie nur grinsend und lächend: "Ja?". "Wie soll ich sagen", überlegt er. "Sag‘s doch einfach." ErgGrinst weiter und kommt näher. "Ja also, du hast da so ein Loch." "Oh, ein Loch", grinst sie weiter. "Ja in deiner Hose. Habe ich gesehen als du dich gebückt hast. Zum Glück hab ich das gesehen, das wär sonst sehr peinlich." "Wütend dreht sie sich um und geht." Natürlich war da kein Loch in der Hose. Er wollte sie schließlich nur ärgern.

Nächste Woche Mittwoch begegnet ihm Ronny. "Hey ich habe mal eine Frage." "Ja, was denn?", fragt der Gentleman. "Ich habe das Gefühl sie ignoriert mich gerade. Hat sie kein Interesse?" "Nein nein, das ist ein Spiel. Du musst einfach mitspielen." "So ein scheiß Spiel." "Naja du musst sie auch ignorieren. Und versuch in ihrer Nähe mit anderen Frauen zu sprechen." "Ok, danke." "Ich glaube, ich sollte ein Buch schreiben", sagt der Gentleman selbstsicher.

Zwei Wochen später hat Ronny sein erstes Date mit Maria.

Der Gentleman sitzt wieder an seinem üblichen Tisch. Die Praktikantin mit der angeblich zerrissenen Hose läuft an dem Gentleman vorbei und er spürt ihren Zorn. Er hat das Gefühl es ist noch nicht vorbei.